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Markus Krajewski: Im Leerlauf
Im Leerlauf
(p. 81 – 95)

Spekulationen über die Freizeit der Maschinen

Markus Krajewski

Im Leerlauf
Spekulationen über die Freizeit der Maschinen

PDF, 15 pages

Leerlauf als eine Art von »normaler« Störung untersucht Markus Krajewski am Beispiel der »subalternen Medien«, wie er sie nennt, des Dieners und des Computers. Zum Füllen der Wartezeiten, die die Diener in aristokratischen wie auch in großbürgerlichen Häusern durchlebten, wurde das Lesen empfohlen. Die Literatur selbst weiß von genügend Beispielen, wie sie sich selbst zur Verwandlung von Leerlauf in erfüllte Zeit ins Spiel bringt. Was aber machen Maschinen im Leerlauf? Die Phasen des Nichtstuns, in denen Computer allein damit beschäftigt sind, sich selbst zu verwalten, werden als idle time bezeichnet. Diesen Leerlauf, die Nebenzeit oder idle time, ist aber kein Stillstand, denn die Maschinen verwenden sie nicht wie einst die lebendigen Diener zur Lektüre, sondern zur Aktualisierung der Programme, zur Kontrolle und Schließung von Sicherheitslücken, durch die Viren oder Trojaner eindringen könnten. Oder sie wehren mögliche Denial-of-Service-Attacken ab, die den Rechner endgültig in den Stand des Nichtstuns versetzen würden. Während aber einst die sozialen Herren ihre Domestiken in Leerzeiten schickten, so lassen heute bestimmte Computerprogramme ihre Benutzer warten und zeigen an, dass in technischen Umwelten die Herrschaftsverhältnisse nicht immer eindeutig sind.

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  • history of media
  • interference
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Markus Krajewski

Markus Krajewski

studied Literature Studies, Philosophy and Sociology at University of Cologne. Since 2008 he is Associate Professor of Media History of Science, Bauhaus-University Weimar. He was a Fellow at Academy Schloss Solitude, Stuttgart, with the program art, science and business. From 2008 to 2009 he was Visiting Scholar at the Humanities Center at Harvard University and in 2009 he was Visiting Professor at the Department of the History of Science at Harvard University.

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Stefan Rieger (ed.), Manfred Schneider (ed.): Selbstläufer / Leerläufer

Das 20. Jahrhundert steht im Zeichen der Regelung und ihrer Versprechen. Ob im Realen der Technik oder im Imaginären der Kultur, sie lässt kaum einen Bereich der Lebenswelt unberührt. Doch neben einfachen Formen geglückter Betriebsamkeit und neben reibungslosen Abläufen gibt es Fälle, die aus der Regelungsnormalität ausscheren – dann etwa, wenn sich Dinge ohne energetischen Aufwand verselbständigen oder ohne Bezug auf eine Referenz leerlaufen. Selbstläufer und Leerläufer sind somit nicht selten spektakuläre Einbrüche in der Ökonomie der Regelung. Gerade Selbstläufer und Leerläufer können den Status der kybernetischen Vernunft veranschaulichen. Das große Versprechen, das seit dem 20. Jahrhundert auf dem Regelungsparadigma wie eine Hypothek lastet, scheint immer weniger einlösbar. Die aktuellen Krisen bei Individuen und Banken, bei Autobauern und ganzen Volkswirtschaften machen deutlich, wie prekär es um die vermeintliche Synonymie von Vernunft und Regelung steht.