In diesem Beitrag situiert Dario Gamboni die von Hermann Rorschach zum Zweck psychologischer Untersuchungen angefertigten visuellen Stimuli an der Schnittstelle von wissenschaftlicher und künstlerischer Bildproduktion. Nicht durch »Neutralität« (Galison) sieht er die symmetrischen ›Rorschachbilder‹ ausgezeichnet, sondern er nähert sich ihnen mit Hilfe des Begriffs der »Überdeterminierung«. Gamboni argumentiert, dass es sich bei Rorschachs Klecksbildern nicht um eine Abwesenheit von Kunst (oder Künstlichkeit), sondern allein um deren »Unsichtbarkeit« handeln könne. Rorschachs Entscheidung schließlich, bei seinen Untersuchungen den experimentellen Aufbau nicht primär auf die Inhalte der an den Bildern gemachten Wahrnehmungen, sondern auf deren Anzahl, die Reaktionszeit und ähnlich numerisch erfassbare Daten auszurichten, wird als Versuch einer nachträglichen Annäherung an das wissenschaftliche Ideal der ›Neutralität‹ gewertet, dem die Bilder selbst nicht entsprechen.