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Jens Schröter: Das holographische Wissen und die Nicht-Reproduzierbarkeit
Das holographische Wissen und die Nicht-Reproduzierbarkeit
(p. 77 – 86)

Jens Schröter

Das holographische Wissen und die Nicht-Reproduzierbarkeit

PDF, 10 pages

Die eigentümlichen Eigenschaften des holographischen Bildes führen dazu, dass dieses Bild (zumindest von Normalbürgern und deren technischen Möglichkeiten) nicht reproduziert werden kann: Im Prägeverfahren hergestellte so genannte Regenbogen-Hologramme zieren unsere Kredit- und Scheckkarten, ja auch Banknoten, um sie fälschungssicher zu machen. Walter Benjamins übermäßig popularisierte These von der ›technischen Reproduzierbarkeit‹ verdeckt, dass Reproduzierbarkeit in der Moderne nicht nur ein zeitdiagnostisches Symptom, sondern darüber hinaus auch ein durchaus pragmatisches Problem darstellt. Niemand soll einfach Geld reproduzieren dürfen. Gerade in solchen Fällen kommen zunehmend auf dem wellenoptischen Wissen basierende Bildtechnologien zum Einsatz (neben der Holographie auch das schon im 19. Jahrhundert entwickelte Verfahren der Lippmann-Fotografie). Denn die Ausnutzung der Interferenz von Lichtwellen erzeugt Bilder, die mit geometrisch-optischen und/oder physiologisch-optischen Verfahren nicht kopiert werden können: Ein normales Dreifarbfoto kann man auf einem sehr guten Farbkopierer überzeugend kopieren, bei einem irideszenten und transplanen Bild ist das schlicht unmöglich.

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Stefan Rieger (ed.), Jens Schröter (ed.): Das holographische Wissen

Stefan Rieger (ed.), Jens Schröter (ed.)

Das holographische Wissen

Softcover, 200 pages

Inkl. Farbtafeln

PDF, 200 pages

Die spektakuläre Aufmerksamkeit und fast grenzenlose Verblüffung, die die ›dreidimensionalen Bilder‹ der Holographie auslösten, stehen zu ihrer Rezeptionsgeschichte im Widerspruch. Das Verfahren des ungarischen Ingenieurs und späteren Physiknobelpreisträger Dennis Gabor aus dem Jahr 1948, das zunächst nur als Verbesserung gängiger Elektronenmikroskope geplant war, erreicht das Bewusstsein der Medien- und Bildwissenschaft auf Umwegen und mit einer auffallenden Verspätung. Obgleich in den letzten Jahren verschiedene Geschichten optischer Medien sowie zahlreiche Publikationen zu Fragen der Bildwissenschaft erschienen sind, taucht in keiner dieser Publikationen die Holographie auch nur am Rande auf. Mögliche Antworten auf diesen Befund versucht der vorliegende Band zu geben – nicht zuletzt durch die Positionierung der Holographie in den Bildwissenschaften, in der Ästhetik, in Theorien der Wahrnehmung und in der Wissenschaftsgeschichte. Weil es als Geschichte einer erfolgreichen Umsetzung nicht erzählt werden kann, nimmt dieser Band die Un- und Zufälle, Parallel- und Nebenerfindungen sowie die sonderbare Eigenzeit des Phänomens mit seinen Unterbrechungen und Latenzen in den Blick.