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Michel Agier: Das urbane Kampieren als Heterotopie und Zuflucht. Zu einer Weltlandschaft der prekären Räume
Das urbane Kampieren als Heterotopie und Zuflucht. Zu einer Weltlandschaft der prekären Räume
(p. 197 – 220)

Michel Agier

Das urbane Kampieren als Heterotopie und Zuflucht. Zu einer Weltlandschaft der prekären Räume

PDF, 24 pages

Der Anthropologe Michel Agier hat zu den prekären Lebens- und Wohnverhältnissen von Geflüchteten weltweit geforscht. Sein Beitrag führt diese empirischen Forschungen in einer theoretischen Analyse und Diagnose zusammen. Informelle Camps und ›urbanes Kampieren‹ sind weltweit zu beobachten und insbesondere an den Grenzen zu jenen Orten (d.h. Staaten oder Städte), die ein gesichertes Innen implizieren, wie das Beispiel des ›Jungle‹ von Calais an der Grenze zwischen Frankreich und England zeigt. Agier bestimmt diese Orte als Krisenheterotopien, deren spezifischer Ausschluss aus den etablierten Orten ebenso wie ihre Ausdifferenzierung sehr wohl genauer beschreibbar ist, wie er an mehreren Beispielen aufzeigt. Diese ›Außen-Orte‹ (hors-lieux) bringen einerseits eigene Formen des Wohnens und eigene soziale Ordnungen hervor. Sie können auch Nischen an den Rändern der Städte ausbilden, wie in den brasilianischen invasiones, und diese können eine Dauer gewinnen und zu anerkannten Vierteln werden. Andererseits werden solche Außen-Orte aber auch gezielt in der Temporalität und Prekarität gehalten, und dies auch im Fall von offiziellen, d.h. durch den UNHCR abgesicherten Geflüchtetenlagern, wie beispielhaft das große Lager von Dadaab in Kenia zeigt, das eine eigene Urbanität ausgeprägt hat, aber explizit als Notlager und somit seit Jahrzehnten als Ausnahme definiert ist.

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Karin Krauthausen (ed.), Rebekka Ladewig (ed.): Modell Hütte

Die Hütte wird gemeinhin als spontanes und vorläufiges Gebilde verstanden, als eine Improvisation im Außenraum, aus arbiträrem Material gefügt und mit einem klaren Ziel: schnell und mit vorhandenen Mitteln einen abgetrennten Bereich zu konstituieren. So verstanden faltet die Praxis der Hütte den Raum, sie erstellt gewissermaßen eine Tasche oder eine Abteilung in ihm und ermöglicht auf diesem Weg ein relatives Innen in Differenz zu einem Außen. Eine solche temporäre Faltung des Raums kann vielfältige Funktionen haben und etwa als Unterstand, Obdach, Versteck, Lager oder Zuflucht dienen. In jedem Fall wird der Bau nur selten planvoll konstruiert. Die Hütte gründet auf einer kreativen Praxis, die nicht als solche wahrgenommen wird. In der Konsequenz bildet die Hütte keine eigene Kategorie und ist gerade darin beispielhaft: Sie liefert das Modell für die spontane Emergenz von Strukturen, die in der Folge entweder vergehen und damit ephemer bleiben oder aber eine eigene Geschichte in Natur und Kultur begründen. Dieses weit über die Architektur hinausreichende ›Modell Hütte‹ erschließen die geistes- und naturwissenschaftlichen sowie gestalterischen Beiträge des Bandes über eine Vielfalt von Diskursen, u.a. zu Wohnen in the making, Prekäre Räume, Technik des Ephemeren, Kulturelle Urszene, Erweiterte Physiologie sowie Haut und Sein.

 

Mit Beiträgen von Michel Agier, Emily Brownell, Michael Cuntz, Heike Delitz, Elmgreen & Dragset, Michael Friedman, Finn Geipel & Sabine Hansmann, Ulrike Haß, Inge Hinterwaldner, Tim Ingold, Susanne Jany & Khashayar Razghandi, Stephan Kammer, Joachim Krausse, Karin Krauthausen, Rebekka Ladewig, Stephan Pinkau, Luca Rendina, Kathrin Röggla, Anna Roethe, Samo Tomšič, Felicity Scott, J. Scott Turner.

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