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Ulrike Haß: Diskrete Aufenthalte: Hütte und Bühne
Diskrete Aufenthalte: Hütte und Bühne
(p. 337 – 362)

Ulrike Haß

Diskrete Aufenthalte: Hütte und Bühne

PDF, 26 pages

Ulrike Haß widmet sich dem ›Echoraum‹ zwischen Hütte und Bühne anhand von zwei Gründungsszenen des Theaters: dem antiken Chor, der aus den ländlichen, ekstatischen Dionysos-Festen hervorgeht, und der Commedia dell’Arte, die in den reichen Städten der Renaissance ein Straßentheater initiiert, das auf dem Momentanen und der Improvisation beruht. Beide Formen sind geprägt von einem spezifischen Verhältnis zum Außen (hier verstanden als eines ›Grundlosen‹), konkret der Straße und des offenen Landes, und diese ›Erbschaften der Straße‹ (Commedia dell’Arte) und ›Erbschaften des Landes‹ (Chor) wirken auch im gebauten Innen des späteren städtischen Theaters nach. Die zwei szenischen Außenverhältnisse korrespondieren nach Haß mit zwei grundlegenden Hütten-Beispielen: Henry David Thoreaus Hütte im Wald, die das individuelle Leben wie eine Membran öffnet und in ein ländliches Außen transzendiert; und Le Corbusiers Hütte Le Cabanon an der stark besiedelten französischen Mittelmeerküste, die als ein ›unverzichtbarer Territorialrest‹ fungiert, um das künstlerische Werden in einer sozial bestimmten Umgebung zu schützen und zu motivieren.

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  • theory of architecture
  • spatial turn
  • nature
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  • aesthetics

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Ulrike Haß

is a professor for TheaterStudies at the Ruhr University, Bochum, Germany. Her main focus of research lies on the physical forms of stages and reception, theater/contextual spaces, the topology of the chorus, the relationship between theaterand the fine arts, media theory, and the aesthetics of contemporary theater.

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Karin Krauthausen (ed.), Rebekka Ladewig (ed.): Modell Hütte

Die Hütte wird gemeinhin als spontanes und vorläufiges Gebilde verstanden, als eine Improvisation im Außenraum, aus arbiträrem Material gefügt und mit einem klaren Ziel: schnell und mit vorhandenen Mitteln einen abgetrennten Bereich zu konstituieren. So verstanden faltet die Praxis der Hütte den Raum, sie erstellt gewissermaßen eine Tasche oder eine Abteilung in ihm und ermöglicht auf diesem Weg ein relatives Innen in Differenz zu einem Außen. Eine solche temporäre Faltung des Raums kann vielfältige Funktionen haben und etwa als Unterstand, Obdach, Versteck, Lager oder Zuflucht dienen. In jedem Fall wird der Bau nur selten planvoll konstruiert. Die Hütte gründet auf einer kreativen Praxis, die nicht als solche wahrgenommen wird. In der Konsequenz bildet die Hütte keine eigene Kategorie und ist gerade darin beispielhaft: Sie liefert das Modell für die spontane Emergenz von Strukturen, die in der Folge entweder vergehen und damit ephemer bleiben oder aber eine eigene Geschichte in Natur und Kultur begründen. Dieses weit über die Architektur hinausreichende ›Modell Hütte‹ erschließen die geistes- und naturwissenschaftlichen sowie gestalterischen Beiträge des Bandes über eine Vielfalt von Diskursen, u.a. zu Wohnen in the making, Prekäre Räume, Technik des Ephemeren, Kulturelle Urszene, Erweiterte Physiologie sowie Haut und Sein.

 

Mit Beiträgen von Michel Agier, Emily Brownell, Michael Cuntz, Heike Delitz, Elmgreen & Dragset, Michael Friedman, Finn Geipel & Sabine Hansmann, Ulrike Haß, Inge Hinterwaldner, Tim Ingold, Susanne Jany & Khashayar Razghandi, Stephan Kammer, Joachim Krausse, Karin Krauthausen, Rebekka Ladewig, Stephan Pinkau, Luca Rendina, Kathrin Röggla, Anna Roethe, Samo Tomšič, Felicity Scott, J. Scott Turner.

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